Der Dorfteich

Mittelpunkt des Dorflebens

Der Neundorfer Dorfteich war über Jahrhunderte hinweg mehr als nur ein Gewässer – er
war ein sozialer und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Ortes. Seine Größe hat sich im Laufe
der Zeit erheblich verändert. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass der Teich
ursprünglich deutlich größer war als heute. Im 19. Jahrhundert erstreckte sich der Teich
wesentlich weiter als in der heutigen Form. Er umfasste im Westen das Gelände bis zur
jetzigen Friedrichstraße (die damals noch nicht existierte), im Norden die heutige
Teichstraße und im Süden das Gebiet bis zum Schützenplatz.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Teil des Teiches zugeschüttet und bebaut (zwischen
1870 und 1886). Dadurch schrumpfte die Wasserfläche erheblich.
Der Teich diente der Fischerei, als Löschwasserreservoir und als Treffpunkt für die
Dorfgemeinschaft. Besonders der traditionelle Fischzug zu Martini war ein Höhepunkt im
Jahresverlauf. Nach festgelegtem Brauch erhielten Bauernhöfe 10 Pfund, Kossaten
(Kleinbauern) 5 Pfund und alle übrigen Einwohner 3 Pfund Fisch. Selbst der Pastor und
der Kantor wurden mit den größten und fettesten Karpfen versorgt.
Mit den Jahren veränderte sich die Nutzung des Teiches. So wurde er im 19. Jahrhundert
zu einem beliebten Badeort – was jedoch nicht ohne Diskussionen blieb. Im Jahr 1884
erregte das öffentliche Baden „Anstoß und Ärgernis“, sodass es nur noch nach 22 Uhr
erlaubt war. Die junge Dorfbevölkerung nutzte diese Regelung kreativ: Versteckt im Schilf
oder auf den umstehenden Bäumen belauschten sie die Badenden, und es kam zu so
manch neckischem Streich. Erst als das Baden durch die Polizei vollständig untersagt
wurde, war eine neue Lösung gefragt.


Die „Gute Quelle“ – Ein Bad für alle

Um dem Wunsch nach einer Badegelegenheit nachzukommen, errichtete der Maurer
Gottfried Göricke im Jahr 1884 eine Badeanstalt, später bekannt als „Gute Quelle“. Diese
bot Wannen- und Brausebäder mit warmem und kaltem Wasser sowie ein kleines Frei-
Schwimmbad, geschützt vor neugierigen Blicken durch eine Bretterwand. Damals speiste
noch das klare Wasser des Böhlschen Borns den Teich und lockte viele Gäste aus den
umliegenden Dörfern an.
Mit der Zeit veränderte sich das Bild des Teiches. Durch die allgemeine Senkung des
Grundwasserspiegels versiegten die Quellen nach und nach, und das einst klare Wasser
wurde zunehmend trübe. In den 1930er Jahren erfolgte eine umfassende Sanierung der
Teichanlage: Bäume wurden gepflanzt, eine Schöpfstelle für das begehrte weiche Wasser
errichtet und ein Wassergarten mit Seerosen und Sumpfpflanzen angelegt. Später wurde
der Teich mehrfach ausgebaggert, um einer Verschlammung entgegenzuwirken.
Bis in die 1960er Jahre wurde der Teich regelmäßig gereinigt und modernisiert. Im Jahr
2000 wurde ein kleines Entenhaus in der Mitte des Teiches verankert, um neues Leben in
das Gewässer zu bringen.